Was ist Acrystal? Die Alternative zu Gips, Beton und Harz erklärt

Wer nach einer Alternative zu Gips, Beton oder klassischen Kunstharzen sucht, trifft früher oder später auf Acrystal. Aber was genau steckt dahinter – und wofür eignet sich das Material tatsächlich?

Florian Liechti
Was ist Acrystal? Die Alternative zu Gips, Beton und Harz erklärt

Wer nach einer Alternative zu Gips, Beton oder klassischen Kunstharzen sucht, trifft früher oder später auf Acrystal. Aber was genau steckt dahinter – und wofür eignet sich das Material tatsächlich?

In diesem Beitrag geht es um eine klare Einordnung:
Was Acrystal ist, wie es aufgebaut ist, wie es sich von Gips, Beton und Epoxid/Polyester unterscheidet und in welchen Anwendungen es sinnvoll ist – und in welchen eher nicht.

Kurz erklärt: Was ist Acrystal?

Acrystal ist ein mineralischer Verbundwerkstoff auf Basis eines wasserbasierten Acrylharzes.

Er besteht im Wesentlichen aus:

  • einer flüssigen Acrylharz Komponente auf Wasserbasis

  • einem feinen Mineralpulver

  • optional Pigmenten, Additiven und Glasfasergewebe

Nach dem Aushärten entsteht ein Werkstoff, der wie ein sehr feiner Kunststein wirkt: hart, formstabil, detailgenau und – je nach System – bis hin zu voll wasserfest.


Aufbau von Acrystal im Detail

1. Bindemittel: wasserbasiertes Acrylharz

Das Acrylharz ist das eigentliche Bindemittel. Es ersetzt lösemittelhaltige Systeme oder reaktive Harze wie Epoxid und Polyester.

Typische Eigenschaften:

  • wasserbasiert, nahezu geruchlos

  • geringe Reaktionswärme beim Abbinden

  • Reinigung von Werkzeugen mit Wasser

  • angenehme Verarbeitung in Atelier, Werkstatt oder Büro

2. Mineralische Füllstoffe

Die Mineralpulver bestimmen einen grossen Teil der Eigenschaften:

  • Dichte und Gewicht

  • Oberflächenbild und Haptik

  • Festigkeit und Beständigkeit

Je nach System reichen diese von neutralen Steinfüllstoffen über Carrara-Partikel bis zu Metallpulvern für Bronze, Kupfer oder Zinn.

3. Additive und Verstärkung

  • Pigmente für durchgefärbte Bauteile

  • Verzögerer zur Verlängerung der Topfzeit

  • Thixotropierer für mehr Stand an vertikalen Flächen

  • Glasfasergewebe zur Herstellung von Laminaten und leichten Platten


Acrystal im Vergleich zu Gips

Viele Anwender suchen konkret nach einer Gips Alternative. Ein direkter Vergleich hilft bei der Einordnung.

Eigenschaft Gips Acrystal
Bindemittel Calciumsulfat (Gips) wasserbasiertes Acrylharz
Festigkeit eher spröde, begrenzt deutlich höher, schlagzäher
Wasseraufnahme nimmt schnell Feuchtigkeit auf je nach System feuchtebeständig bis wasserfest
Schrumpfung kann reissen oder „arbeiten“ sehr gering
Oberfläche kreidig, offenporig fein, steinartig, gut polierbar
Dauerhaftigkeit begrenzt, empfindlich gegen Feuchte hohe Beständigkeit, lange Lebensdauer

Wo ist Acrystal deutlich im Vorteil?

  • wenn das Objekt langfristig stabil bleiben soll

  • bei Feuchtigkeit oder wechselnden Klimabedingungen

  • wenn eine harte, dichte und schlagzähere Oberfläche gefordert ist

  • bei sehr feinen Details und komplexen Formen

Wann reicht klassischer Gips völlig aus?

  • für schnelle Probestücke oder Negativformen

  • bei rein temporären Modellen

  • wenn Kosten im Vordergrund stehen und keine Feuchtigkeit zu erwarten ist


Acrystal im Vergleich zu Beton

Beton ist robust, vertraut und im Bau allgegenwärtig – aber nicht immer das ideale Material für Design, Modellbau oder Innenraum.

Beton

  • benötigt längere Aushärtezeiten

  • ist meist grobporig und relativ schwer

  • lässt sich nur begrenzt detailgenau abformen

  • ist zementbasiert und stark alkalisch

Acrystal

  • härtet wesentlich schneller aus

  • ist feinkörnig und bietet eine sehr hohe Detailtreue

  • erlaubt dünnwandige, leichte Bauteile

  • erzeugt homogene, hochwertige Oberflächen

Beton ist unschlagbar bei tragenden, grossformatigen Bauwerken. Acrystal spielt seine Stärken aus, wenn es um Design, Präzision, Gewicht und saubere Verarbeitung in Werkstatt oder Studio geht.


Acrystal im Vergleich zu Epoxidharz und Polyesterharz

Hier geht es um die Frage nach einer Harz Alternative ohne Lösungsmittel.

Epoxid- und Polyesterharze

  • reagieren stark exotherm, entwickeln also viel Wärme

  • haben einen charakteristischen, teils intensiven Geruch

  • enthalten reaktive Komponenten und/oder Lösemittel

  • benötigen Schutzmassnahmen (Handschuhe, Lüftung, teilweise Atemschutz)

  • bieten sehr hohe Festigkeiten und Chemikalienbeständigkeit

Acrystal

  • ist wasserbasiert und nahezu geruchlos

  • entwickelt nur geringe Reaktionswärme

  • lässt sich mit Wasser reinigen

  • ist im Handling deutlich angenehmer

  • erreicht hohe Festigkeiten, bleibt aber steinartig-opak

Epoxid- oder Polyesterharze bleiben die erste Wahl, wenn Sie:

  • transparente oder transluzente Bauteile benötigen

  • starke chemische Beständigkeit oder hohe Temperaturbeständigkeit brauchen

  • in klassischen Faserverbund Strukturen (z. B. CFK, GFK) arbeiten

Acrystal ist ideal, wenn:

  • die Verarbeitung sauber, geruchsarm und lösemittelfrei sein soll

  • steinartige, matte oder metallische Oberflächen im Fokus stehen

  • Modellbau, Design, Kunst oder Prototyping im Vordergrund stehen


Wo spielt Acrystal seine Stärken aus?

Typische Anwendungsfelder, in denen Acrystal besonders sinnvoll ist:

  • Modellbau und Architekturmodelle
    präzise Kanten, feine Strukturen, gute Schleif- und Klebeeigenschaften

  • Skulpturen, Kunst und Repliken
    Stein- und Marmoroptik, Metalloberflächen, hohe Detailtreue

  • Designobjekte und Interior
    Platten, Verkleidungen, Möbelteile, Leuchtenkörper, Dekorelemente

  • Outdoor-Objekte
    mit den passenden Qualitäten (z. B. Acrystal Aqua plus Finition): Brunnen, Gartenobjekte, Sitzbänke

  • Prototyping und Kleinserien
    funktionale Modelle, technische Gehäuse, Designstudien mit wertiger Haptik

Kurz gesagt: Acrystal eignet sich überall dort, wo formstabile, dekorative oder semi technische Bauteile mit hoher Oberflächenqualität gefragt sind.


Wo ist Acrystal weniger geeignet?

Für ein realistisches Bild gehören auch die Grenzen dazu:

  • tragende Primärkonstruktionen
    statisch beanspruchte Bauteile gehören weiterhin in den Bereich Beton/Stahl

  • dauerhaft hohe Temperaturen
    Anwendungen deutlich über 60–70 °C sind problematisch

  • dauerhafter Kontakt mit aggressiven Chemikalien
    starke Säuren, Laugen oder Lösungsmittel erfordern spezialisierte Werkstoffe

  • extreme Schlag- oder Stossbelastungen
    hier sind Metalle oder zähe technische Kunststoffe im Vorteil

Acrystal ist ein sehr vielseitiger Werkstoff, aber kein Alleskönner.


Häufige Fragen zu Acrystal

Ist Acrystal gesundheitlich unbedenklich?

Acrystal ist wasserbasiert und kommt ohne klassische Lösemittel aus. Im Vergleich zu vielen Harzsystemen ist die Verarbeitung deutlich angenehmer. Übliche Schutzmassnahmen – Handschuhe, Staubschutz beim Pulver – bleiben trotzdem sinnvoll.

Welche Formen funktionieren am besten?

Ideal sind Silikonformen, da sie sehr feine Details abbilden und eine sichere Entformung ermöglichen. Polystyrol, beschichtete Platten und andere Untergründe sind – je nach System – ebenfalls geeignet.

Ist Acrystal wirklich eine Alternative zu Gips?

In vielen Anwendungen ja, insbesondere wenn Festigkeit, Feuchtebeständigkeit und Oberflächenqualität wichtig sind. Für sehr einfache, kurzfristige Formen und Versuche bleibt Gips die kostengünstigste Lösung.

Kann Acrystal Beton im Aussenbereich ersetzen?

Für dekorative oder semi technische Elemente häufig ja – vor allem mit Acrystal Aqua und einer passenden Versiegelung. Für statisch relevante Bauteile oder massive Fundamente bleibt klassischer Beton die richtige Wahl.

Ist Acrystal eine Alternative zu Epoxidharz?

Für opake Bauteile, bei denen es um angenehme Verarbeitung, geringe Emissionen und steinartige Optik geht, ist Acrystal eine sehr interessante Alternative. Für transparente Güsse, elektrische Vergussmassen oder hochchemisch belastete Anwendungen bleibt Epoxidharz überlegen.

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